Stadtgeschichte

Zur Ersterwähnung Gommerns

Im Jahre 948 n. Chr. gründete König Otto I. (Regierungszeit 936 bis 973), der 962 zum ersten deutschen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nationen in Rom gekrönt wurde, das Bistum Brandenburg. In der Stiftungsurkunde wird Gommern neben einigen anderen Orten, die von der Schenkung (Zehntabgabe) an das Bistum ausgeschlossen wurden, zum ersten Mal unter der Bezeichnung „Guntmiri" erwähnt.
Zitat: " Auch den gesamten Zehnt der genannten Gaue haben wir dem genannten Bistum übertragen mit Ausnahme der Städte die nachfolgend genannt sind: Bidrizi,Guntmiri, Pechovi, Mokrianici, Burg, Grabo, Ciertuvi und der Dörfer, die zu diesen Städten (Burgen) von Rechts wegen gehören. "
Sie wurden mit dem Zehnt dem Moritzkloster in Magdeburg zugewiesen und schienen demzufolge für Otto I. von besonderer Bedeutung gewesen zu sein.
Die Deutung dieses Namens ist bisher unklar. Einige Forscher nehmen an, dass er keine slawische Wurzel hat.

Geschichte der Stadt Gommern

Die Geschichte unseres Ortes ist eng verbunden mit der Geschichte der Burg, die bei ihrer Ersterwähnung in der schon beschriebenen Urkunde „civitas" mit dem Namen „Guntmiri" genannt wird. Die Bezeichnung „civitas" deutet möglicherweise darauf hin, dass es nahe der Burg schon eine Siedlung gab, vermutlich im Marktplatzbereich. Der Ausschluss Gommerns und der anderen erwähnten Orte aus der Schenkung an das neue Bistum Brandenburg 948 belegt die Bedeutung der Burg als Burgwardhauptort für Otto I.
Spätere Erwähnungen vor dem Slawen aufstand 983 und nach der sich anschließenden ca. 150-jäftrigen Periode ohne urkundliche Belege beziehen sich nur auf Herrschafts- und Besitzverhältnisse an Gommern (Schenkungen, Lehensrechte usw.).
Wichtig für die Geschichte Gommerns und seiner Nachbarorte war die Einbeziehung in den sächsischen Herrschaftsbereich für viele Jahrhunderte durch die Übertragung der Burggrafschaft Magdeburg 1269 an die sächsischen Herzöge. Es war die Voraussetzung für die Bildung des späteren Amtes Gommern, einer kursächsischen Exklave, das bis 1808 bestand.
Zu dieser Zeit (13. Jh.) muss Gommern schon ein für damalige Verhältnisse bedeutendes Dorf gewesen sein, dessen westliche Ausdehnung im Bereich des Kirchplatzes lag, wo damals schon die erste Kirche stand. Gommern blieb jedoch bis nach dem 30-jährigen Krieg eine durch Landwirtschaft geprägte Siedlung (Ackerbürger, Kossaten und 3 Edelhöfe).
Dass seine Bedeutung allerdings zunahm, vor allem auch als Hauptort des Amtes, bezeugt die Erwähnung 1575 als Flecken, d. h. ein großes Dorf mit gewissen städtischen Rechten.
Einschneidender Gommern und seine Bevölkerung waren die Ereignisse des 30-jährigen Krieges (1618-1648). Schon vor diesem Krieg kamen im Jahr 1607 durch eine Pestepidemie etwa 100 Personen (1/6 der Einwohner) ums Leben. Während des Krieges fiel Gommern besonders 1631/32 unter den kaiserlichen Truppen (General Pappenheim) und1636 unter den Schweden gelitten. Der erste Versuch eines Wiederaufbaus des verwüsteten Ortes erfolgte schon 1635.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nimmt Gommern nach den verheerenden Kriegsjähren eine wesentliche Entwicklung vom Flecken zum Marktflecken und zum „ Städtlein".Einen bedeutenden Anteil an der Struktur unseres Ortes gewinnen Handwerk und Gewerbe. Mit Erlass vom 10.02.1668 förderte Kurfürst Johann Georg II die Ansiedlung von Handwerkern im Hagen, auch St. Georgstadt genannt, einem neuen Ortsteil. Es entstehen Innungen. 1669 bilden sich als zweite Gattung der Brauherren die Stadtbrauberechtigten, ein wesentlicher Erwerbszweig auch für die Gemeinde. Das Recht, Wochen und Jahrmärkte abzuhalten, wird1666 vom Kurfürsten erteilt. Damit erhält Gommern den Charakter eines Marktfleckens. Es steigt das Selbstbewusstsein der Bürger, das in dem Antrag der Gemeindevertretung von 1681 auf das vollständige Stadtrecht zum Ausdruck kommt. Ab 1692 wird die Kirche wesentlich erneuert.
1697 wird ein Bürgerbuch angelegt, 1698 eine Gemeindeordnung angenommen und eine Feuerordnung erfassen. 1709 gründet man eine Schützengilde zum Schutz des Ortes.Jedoch vermerkt eine Urkunde 1708, dass das „Städtlein" niemals zum völligen Stadtrecht gelangt, da weder Bürgermeister noch Rat verordnet sind, noch der Ort zum Landtag zugelassen ist. 1713 wird Gommern dann erstmals Stadt genannt.
Eine Urkunde über die Verleihung des Stadtrechts ist nicht bekannt. Ähnlich verhält es sich mit dem Wappen von Gommern, das ebenfalls nicht durch einen Wappenbrief  belegt ist.
Das Rathaus wird 1734 an der Stelle des 1731 abgebrannten Gemeindehauses errichtet.
1742 wird vom Kurfürst das erste Apotheken-Privileg für Gommern erteilt. 1782 wird der erste Amtsphysikus  (Amtsarzt) berufen. Es war Samuel Hahnemann, der später als Begründer der Homöopathie  weltbekannt wurde.
Nach einer Karte von 1732 besaß Gommern keine Stadtmauer, die Befestigungen beschränkten sich auf Wasserläufe und auf Begrenzungsmauern der Grundstücke an diesen Gewässern. Gommern hatte zwei Stadttore, das Leitzkauer Tor im Osten und das Magdeburger Tor im Westen, die Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen wurden. Auch wird ein sogenanntes Mitteltor erwähnt an der Ausfahrstraße nach Karith. Wie viele andere Städte bleibt auch Gommern von Stadtbränden nicht verschont, so u. a. 1667 und 1798.
Das bis zum Einmarsch Napoleons zu Kursachsen gehörende Gommern kommt 1808 zum Königreich Westfalen, Kanton Gommern im Distrikt Magdeburg, und nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon zum Königreich Preußen.

Seit  Mitte des 19. Jh. ist Gommerns Entwicklung durch die beginnende Industrialisierung gekennzeichnet. Die seit Jahrhunderten betriebene Steingewinnung um Gommern wird
wesentlich erweitert und nimmt Industriecharakter an. Sie entwickelt sich zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor. Auch die Landwirtschaft wird intensiviert. Beides wird begünstigt durch technische Entwicklungen (z. B. Dampfmaschine, später Elektrizität).
Nach dem Bau der Eisenbahnlinie Magdeburg - Dessau siedeln sich weitere Industriebetriebe in Gommern an, so 1890 die Zuckerfabrik, Filzschuhfabrik usw. 1890 wird die Steinbruchsbahn gebaut, die später (1900) einen Anschluss an die Bahnlinie in Gommern erhält. 1903 wird vorwiegend für den Zuckerrübentransport die Kleinbahn um die Strecke Gommern - Loburg erweitert. So kommt es zu einem großen Bevölkerungszuwachs, vor allem durch zuwandernde Steinbruch- und Landarbeiter. Es bildet sich ein Industrie- und Landproleteriat, und damit verbunden entsteht die Arbeitervorstadt Gommerns südwestlich der Ehle, wo es im 18. Jh. nur einzelne Häuser gab. Die Not der Arbeiter verbindet sie in einer starken Arbeiterbewegung (Streiks, Parteien, Vereine), die Gommern politisch bis weit in das 20. Jahrhundert beeinflusst. In dieser Zeit vollzieht sich auch eine wesentliche bauliche und infrastrukturelle Veränderung des Altstadtbereichs. Es entstehen Hotels, Geschäfte, Bürgerhäuser usw. Diese Entwicklung prägt Gommern bis zum Ende des 2. Weltkrieges, der auch in unserem Ort und unserer Bevölkerung viele Wunden hinterlassen hatte. Die Folgen waren nur mit Mühe zu überwinden.
Durch die Ansiedlung eines neuen Industriezweiges, beginnend1951 mit dem Bohrbetrieb der Geologischen Industrie bis zur Bildung des Kombinates Erdöl-Erdgas (1957), nahm Gommern in den darauffolgenden Jahren eine wesentliche Entwicklung. Parallel zum Ausbau des Industriezweiges Erdöl-Erdgas entstanden neue Wohngebäude. Das große Industriegelände des Erdöl-Erdgas-Kombinates, heute ein moderner Industriepark mit verschiedenen Unternehmen, prägte bis 1990 entscheidend die Stadt.
In zwei neuen Stadtvierteln wurden über 300 Wohnungen und über 100 Eigenheime gebaut. Die Einwohnerzahl wuchs auf 7 000. Heute ist Gommern Sitz einer Einheitsgemeinde, eine Kleinstadt im Landkreis Jerichower Land in Sachsen-Anhalt. Neue Wohnparks, Einkaufszentren und restaurierte Gebäude prägen das Gesicht. Ein großer Gewerbepark mit ortsansässigen Handwerks- und Gewerbebetrieben sowie verschiedenartigen Einzelgeschäften entstand im Zuge der großen Umprofilierungen der 90er Jahre.
Für die Betreuung und Bildung von Gommerns Nachwuchs sorgen Kindereinrichtungen sowie Grundschule, Sekundarschule und das Europagymnasium. Im Ortsteil Vogelsang befindet sich ein bekanntes Fachkrankenhaus.

Übersicht

948 erstmalige Erwähnung Gommerns durch Kaiser Otto I. in der Stiftungsurkunde des Bistums Brandenburg
1269-1808 gehörte Gommern zum sächsischen Herrschaftsbereich
1575 Erwähnung als Flecken, d.h. als ein großes Dorf mit gewissen städtischen Rechten
2. H. 17. Jh. Entwicklung vom Flecken zum Marktflecken(Städtlein)
1713 Erstmalige Erwähnung als Stadt
1808-1813 Kanton Gommern im Königreich Westfalen (unter Napoleon)
nach 1813 kam Gommern nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon zum Königreich Preußen (endgültig festgelegt durch den Wiener Kongress 1815)
Mitte 19.Jh. Einsetzen eines industriellen Aufschwunges, Stadt behielt bis nach dem 2. Weltkrieg den Charakter eines "Ackerbürgerstädtchens"
1951-1990 Niedergang des Steinbruchwesens und der Schuhindustrie sowie Demontage der Zuckerfabrik als Reparationsgut, Ansiedlung der Betriebe der geologischen Industrie und Herausbildung als Zentrum der Erdöl-Erdgas-Industrie in der ehemaligen DDR verbunden mit dem Auslösen eines Wohnungsbauprogrammes, Entstehung von zwei neuen Stadtvierteln, Einwohnerzahl wuchs auf 7000
heute ist Gommern Sitz einer Einheitsgemeinde - eine Kleinstadt im Jerichower Land